Jedes Jahr kommen Schulen mit Ihren dritten und vierten Klassen im Rahmen eines Bildungsnachmittags zum Förderverein Torfbacken.
Ein Tag der Schulklassen kann wie folgt aussehen:
Bei wunderschönen sonnigen Wettern fuhr die „Süderholmer-Bimmelbahn“ mit 14 Schulkindern der dritten Klasse der Grundschule Süderholm zum Torfbackverein. Dort hatten Hans Claußen und Mars Dieter Timm vom Förderverein Torfbacken e.V. den Projekttag der Schule gründlich vorbereitet und allerlei kleine und große Geräte, großformatige Bilder und natürlich verschiedene Torfstücke in einer anschaulichen Ausstellung aufgebaut.
Auf dem Vereinsgrundstück wurden die Schulkinder und Eltern vom Vorsitzenden des Fördervereins Torfbacken e.V., Mars Dieter Timm, herzlich begrüßt.
Zunächst erzählte Timm über die Entstehung der Moore nach der letzten großen Eiszeit, in deren Folge sich eine riesige tiefe Mulde, ein Tal, nördlich von Süderholm gebildet hatte. In diesem Tal hatte sich im Laufe der Jahrtausende ein dichter Wald gebildet.
Aber dann war vor ca. 4000 Jahren der Pegelstand der Nordsee stark angestiegen und ist in die Flussläufe, die heutige Eider und Broklandsau, eingedrungen und hat auch unser bewaldetes Urwaldtal überflutet. Und nun, so Timm, setzte die Bildung des Torf-Moores ein. Dabei machte er zunächst einen kleinen Abstecher in die Küche der elterlichen Wohnung und fragte die Schulkinder, was mit den Gemüseessensresten vom Mittagstisch geschehe. Das wussten die Kinder, diese Essenreste werden in die Grüne Bio-Mülltonne entsorgt. Und dann mussten die Kinder beschreiben, was sich nach ca. zwei bis drei Tagen in der Tonne getan hatte, wenn sie in diese ihre Nase reinhielten und schnupperten: es stinkt gar fürchterlich! Timm erklärte den Kindern, das die Luft, die an abgestorbene Pflanzen, nämlich die Essensreste, gelangt, dafür sorgt, das sich winzig kleine Bakterien bilden, die die Pflanzen zersetzen, diese verrotten und werden zu Mist und letztlich wieder zu Erde, und diese Zersetzung der Pflanzenreste stinkt nun mal.
Und dann holte Timm die Kinder zurück zur Torfbildung: Der Urwald versank im ansteigenden Wasser und die Bäume, Sträucher, Gräser usw. starben ab. Weil nun an die abgestorbenen Pflanzen keine Luft mehr gelangen konnte, wurden die abgestorbenen Pflanzen nicht zersetzt, also letztlich nicht in Erde zurückverwandelt. Sondern nun werden die abgestorbenen Pflanzen, die unter Luftabschluss geraten, sind in Torf umgewandelt, und weil sich unter Wasser keine Bakterien bilden, die bei einer Zersetzung helfen, stinkt es auch nicht. Und davon konnten sich die Kinder überzeugen. Sie waren erstaunt, wie sie den frischen noch nassen Torf an ihre Nase hielten, es stank überhaupt nicht, es roch angenehm, nach „Torf“.
Timm erklärte den Kindern die zwei hauptsächliche vorkommenden Moortypen nämlich das Hochmoor, das sich über dem Grundwasserspiegel bildet und das Niedermoor, das sich unter dem Grundwasser bildet.
Die Kinder konnten sich selber durch Anfassen und Schnuppern von Torfproben über die verschiedenen Torfarten, wie Hoch- und Niedermoortorf und von deren fortgeschrittener Vertorfungsphase überzeuge. Im Hochmoortorf, der schon nach ca. 2500 Jahren seit Entstehung des Moores abgebaut worden war, waren noch nicht vertorfte Pflanzenreste, meist Gräser, zu erkennen.
Anders beim Niedermoortorf, der sich unter dem Wasserspiegel gebildet hatte, und viel älter war,
nämlich bis zu 4- bis 5-tausend Jahre. Bei diesem Torf waren keine Pflanzenreste mehr zu erkennen, hier war die Vertorfung abgeschlossen.
Die Hochmoore konnten sich in unserer Gegend nur rd. 2500 Jahre entwickeln, dann fing der Mensch im frühen Mittelalter mit dem Torfabbau an. Die Niedermoore haben sich unter dem Grundwasserspiegel entwickelt und wurden viel älter. Weil der Torfabbau unter Wasser sehr vielschwierig war, begann dieser Torfabbau erst sehr spät, vor ca. 200 Jahren, zuerst mit dem Handketscher und dann Anfang 1900 maschinell, mit der Schweren Ketschermaschine.
Den Kindern wurden die dafür verwendeten Geräte und schweren Maschinen gezeigt und deren Wirkungsweise vom Herausheben des Torfes aus der Moorkuhle, dem Mischen in der Backkarre oder dem Backtrog (Mischkiste), dem Torfbacken in der ausgelegten Form, den Trocknungsvorgang vom „Törfkehren, Törfringeln und in Klote (Haufen mit 1.000 Torfsoden), aufstapeln“ erläutert.
Die fertig getrockneten Torfsoden wurden früher zur Befeuerung des Herdes zum Essenkochen verwendet. Im Jahr brauchte ein Haushalt ca. 10.000 Torfsoden. Ausgestellt hatte der Torfbackverein auch einen alten Bauernwagen voll Torfsoden. Rd. 2.500Stück befanden sich auf den Wagen, also brauchte eine Familie übers Jahr damals vier solcher Wagen voll Torf.
Nach diesem doch meist theoretischen für die Kinder doch zeitweilig ermüdenden Vortrag, waren die Kinder wieder voll bei der Sache, als nun praktisches Torfbacken angesagt war. Der warme Sonnenschein machte es möglich, dass die Kinder den in die Mischkiste geschaufelten frischen Torf aus dem Moor, dem ein Eimer Wasser zugeschüttet worden war, zu einem Torfbrei zertreten konnten. Dann schaufelten die Kinder den Torfbrei in die Schubkarre, diese wurde zum „Auslegeplatz“ geschoben, dort wurde der Torfbrei in die ausgelegte Torfform mit zwei Fächer gefüllt fest verstrichen und dann schwungvoll auf der gemähten Wiese aus der Form geschlagen. Dieser Vorgang wurde zur Freude der Kinder so oft wiederholt, bis aller Torfbrei gebacken war.
Es war für die Kinder mit ihren Eltern, die sich herzlich bedankten, ein sehr informativer kurzweiliger Nachmittag.